DISG-Modell im Recruiting & HR: Persönlichkeitstypen gezielt einsetzen

Beratungstermin LUNISA

In der modernen Arbeitswelt reicht es längst nicht mehr aus, Bewerber lediglich nach fachlichen Qualifikationen auszuwählen. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel, Hybrid-Work und wachsender Diversität gewinnen Persönlichkeitsmerkmale an Bedeutung – sowohl bei der Besetzung von Stellen als auch bei der Gestaltung von Teams und der Entwicklung von Führungskonzepten. Ein bewährtes Instrument zur Analyse und Einordnung menschlicher Verhaltensmuster ist das DISG-Modell. Es bietet spannende Einblicke in die Persönlichkeit von Menschen und kann – richtig eingesetzt – zu einem echten Gamechanger im Recruiting und Personalmanagement werden.

In diesem Beitrag zeigen wir, was hinter dem DISG-Modell steckt, wie die vier Persönlichkeitstypen aussehen und welche Chancen, aber auch Grenzen sich bei der Anwendung in der Praxis ergeben. Außerdem geben wir konkrete Tipps, wie Sie das Modell in Ihren Recruiting-Prozess, in die Einarbeitung neuer Mitarbeitender sowie in die Teamzusammenstellung integrieren können.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das DISG-Modell?

Die vier Typen im Detail: Farben, Merkmale, Einsatzmöglichkeiten und Führungsimpulse

Anwendung in der Praxis: Recruiting, Onboarding und Teamgestaltung

Grenzen des DISG-Modells – und warum Individualität zählt

Fazit: Persönlichkeit als Erfolgsfaktor erkennen

Was ist das DISG-Modell?

Das DISG-Modell – benannt nach den vier Grundverhaltenstypen Dominant, Initiativ, Stetig und Gewissenhaft – basiert auf den Forschungsergebnissen des Psychologen William Moulton Marston. Es geht davon aus, dass menschliches Verhalten in bestimmten Situationen vorhersehbar ist, weil wir typischerweise mit bestimmten Mustern auf Umweltreize reagieren. Diese Muster lassen sich grob in vier Kategorien einteilen:

  • Dominant (D) – durchsetzungsstark, entscheidungsfreudig, zielorientiert (rot)
  • Initiativ (I) – kommunikativ, inspirierend, begeisterungsfähig (gelb)
  • Stetig (S) – loyal, teamorientiert, verlässlich (grün)
  • Gewissenhaft (G) – analytisch, qualitätsbewusst, regelorientiert (blau)

Im Sprachgebrauch hat sich auch die Bezeichnung als Farbpersönlichkeitstest oder Persönlichkeitstyp Farbtyp etabliert, weil jede DISG-Ausprägung mit einer Farbe assoziiert wird. Diese visuelle Zuordnung hilft nicht nur bei der Veranschaulichung, sondern auch bei der praktischen Anwendung im Unternehmenskontext.

Wichtig ist: Niemand ist nur ein Typ. Die meisten Menschen vereinen mehrere Ausprägungen in sich – allerdings mit Tendenzen. Diese Tendenzen kann man messen, analysieren und für die Zusammenarbeit im Unternehmen nutzbar machen.

 

Die vier Typen im Detail: Farben, Merkmale, Einsatzmöglichkeiten und Führungsimpulse

Der Dominante Typ (rot)

Merkmale:

  • Strebt nach Kontrolle, Wettbewerb und schnellen Entscheidungen
  • Reagiert sachlich, ergebnisorientiert und direkt
  • Fühlt sich wohl in konfliktreichen oder dynamischen Umfeldern

Stärken im Unternehmen:

  • Übernimmt gerne Verantwortung in Projekten und führt Teams entschlossen
  • Trifft mutige Entscheidungen und setzt ambitionierte Ziele
  • Treibt Innovation und strategischen Wandel voran

Beispielhafte Einsatzfelder:

  • Projektleitung bei Transformationsprozessen
  • Verhandlungsführung im Vertrieb
  • Change-Management und Strategieentwicklung

Führungstipps:

  • Setzen Sie klare Ziele und KPI-basierte Erfolgsmessung
  • Delegieren Sie Verantwortung und gewähren Sie Entscheidungsspielraum
  • Verzichten Sie auf Mikromanagement – Dominante Typen wollen selbst gestalten

 

Der Initiative Typ (gelb)

Merkmale:

  • Liebt den Austausch, ist charismatisch und spontan
  • Begeistert andere und bringt Leichtigkeit ins Team
  • Handelt emotional, kreativ und optimistisch

Stärken im Unternehmen:

  • IdeengeberIn in Brainstormings und Innovationsprozessen
  • Bindeglied zwischen Teams durch hohe soziale Intelligenz
  • Treibt Markenkommunikation, Vertrieb und Employer Branding voran

Beispielhafte Einsatzfelder:

  • Kreativteams, Marketing, Moderation, Eventmanagement
  • Unternehmenskulturentwicklung
  • Kundenbeziehungsmanagement

Führungstipps:

  • Geben Sie regelmäßig Feedback und anerkennen Sie emotionale Leistung
  • Bieten Sie Möglichkeiten zum Netzwerken und Ideenaustausch
  • Ermöglichen Sie flexible, inspirierende Arbeitsbedingungen

 

Der Stetige Typ (grün)

Merkmale:

  • Schätzt Stabilität, Zusammenarbeit und Verbindlichkeit
  • Agiert rücksichtsvoll, empathisch und ausgleichend
  • Meidet Konflikte, ist jedoch sehr loyal

Stärken im Unternehmen:

  • Sorgt für eine ruhige Teamdynamik und nachhaltige Beziehungen
  • Ist als MentorIn oder Ansprechperson für neue Mitarbeitende besonders wertvoll
  • Übernimmt Verantwortung in sozialen oder internen Serviceprozessen

Beispielhafte Einsatzfelder:

  • Human Resources, Kundenservice, Office-Management
  • Onboarding-Prozesse, interne Kommunikation
  • Gesundheitsmanagement, soziale Dienstleistungen

Führungstipps:

  • Kommunizieren Sie respektvoll und transparent
  • Ermöglichen Sie stabile Abläufe und planbare Prozesse
  • Achten Sie auf teamorientierte Ziele statt individueller Konkurrenz

 

Der Gewissenhafte Typ (blau)

Merkmale:

  • Denkt strukturiert, plant detailliert und hinterfragt kritisch
  • Strebt nach Exzellenz, Ordnung und Qualität
  • Bevorzugt Regeln, Standards und Logik

Stärken im Unternehmen:

  • Perfektioniert Prozesse und dokumentiert sorgfältig
  • Trägt zur Risikoabsicherung und Einhaltung gesetzlicher Vorgaben bei
  • Liefert analytisch fundierte Entscheidungsgrundlagen

Beispielhafte Einsatzfelder:

  • Controlling, Compliance, IT, Data Analytics
  • Qualitätsmanagement, Auditierung
  • Wissenschaftliche und technische Projektarbeit

Führungstipps:

  • Stellen Sie exakte Erwartungen und geben Sie Raum für Tiefgang
  • Kommunizieren Sie faktenbasiert und lösungsorientiert
  • Respektieren Sie den Wunsch nach Struktur und Sicherheit

 

Übersicht DISG-Modell

Anwendung in der Praxis: Recruiting, Onboarding und Teamgestaltung

Recruiting mit DISG – der Persönlichkeitstyp als Ergänzung zur fachlichen Qualifikation

Ein Lebenslauf verrät viel über die Erfahrung, aber wenig über die Passung zur Unternehmenskultur. Mithilfe eines Farbpersönlichkeitstests lassen sich frühzeitig Soft Skills und Verhaltenstendenzen erkennen. Das ermöglicht:

  • Zielgerichtete Gesprächsführung: Stellen Sie im Bewerbungsgespräch typgerechte Fragen. Ein roter Typ wird auf Fragen nach Führungsverantwortung und Zielerreichung anspringen. Ein blauer Typ hingegen überzeugt mit strukturierten Arbeitsweisen und sorgfältiger Analyse.
  • Passung zur Teamstruktur: Prüfen Sie, welche Persönlichkeit im bestehenden Team fehlt oder überrepräsentiert ist. In einem sehr grünen Team könnte ein gelber Typ frischen Schwung und Kreativität bringen.
  • Branchenbeispiel Logistik: In der Disposition oder Lagerleitung sind häufig dominante (rote) und gewissenhafte (blaue) Typen gefragt – schnelle Entscheidungen treffen, Prozesse optimieren, Regeln einhalten. Ein DISG-Profil hilft, Bewerbende entsprechend einzuschätzen.
  • Branchenbeispiel IT: In agilen IT-Teams sind kreative (gelbe), verlässliche (grüne) und strukturierte (blaue) Typen gefragt. Der Persönlichkeitstyp Farbtyp zeigt, ob jemand etwa eher Innovationskraft oder Qualitätsbewusstsein mitbringt.

 

Onboarding – neue Mitarbeitende typgerecht integrieren

Ein erfolgreiches Onboarding berücksichtigt nicht nur fachliche, sondern auch menschliche Aspekte. Mit dem Wissen über die Farbpersönlichkeit können Führungskräfte individuell auf neue Mitarbeitende eingehen:

  • Roter Typ: Binden Sie ihn direkt in anspruchsvolle Projekte ein, geben Sie Verantwortung und fordern Sie erste Entscheidungen frühzeitig ein.
  • Gelber Typ: Stellen Sie viele Kollegen vor, laden Sie zu Netzwerkveranstaltungen ein und geben Sie Raum für Kreativität.
  • Grüner Typ: Planen Sie das Onboarding strukturiert und mit festen Ansprechpartner. Sorgen Sie für eine vertrauensvolle Atmosphäre.
  • Blauer Typ: Geben Sie klare Informationen, Handbücher und Zeit für die Einarbeitung. Struktur und Standards helfen bei der Orientierung.

Praxis-Tipp IT-Branche: Viele IT-Fachkräfte sind eher gewissenhaft (blau) oder stetig (grün). Ein zu emotionaler oder spontaner Onboarding-Prozess könnte sie überfordern. Hier helfen strukturierte Einarbeitungspläne und klare Zuständigkeiten.

Praxis-Tipp Logistik: Neue Mitarbeitende im operativen Bereich (z. B. Lager) profitieren von klaren Anweisungen (rot/blau), während in der Kundenlogistik auch empathische Kommunikation (grün/gelb) gefragt ist.

 

Teamgestaltung – Balance durch Diversität

Ein ausgewogenes Team braucht unterschiedliche Persönlichkeiten. Das DISG-Modell hilft dabei, Rollen besser zu verteilen und Reibungspunkte zu vermeiden:

  • Aufgabenverteilung: Rote Typen übernehmen Verantwortung und Entscheidungen. Gelbe bringen Ideen, grüne halten das Team zusammen und blaue optimieren Abläufe.
  • Kommunikation: In Meetings sollten Sie verschiedene Kommunikationsbedürfnisse berücksichtigen. Während Gelbe Austausch und Begeisterung suchen, wollen Blaue lieber strukturierte Fakten.
  • Konfliktprävention: Viele Konflikte entstehen durch Missverständnisse der Verhaltensmuster. Wer die Farbtypen kennt, kann empathischer reagieren.

Beispiel Logistik: Ein Team in der Versandplanung könnte aus einem blauen Typ (Regeltreue), einem roten Typ (Entscheidungsstärke) und einem grünen Typ (Teamharmonie) bestehen. So wird das Tagesgeschäft effizient, aber auch menschlich angenehm abgewickelt. Mehr zum Recruiting in der Logistik.

Beispiel IT: In einem Scrum-Team sorgt ein gelber Typ für kreative Lösungen, ein grüner für stabile Teamdynamik und ein blauer für die technische Präzision. Hier lässt sich das DISG-Modell ideal zur Sprintplanung oder Rollenvergabe nutzen. Hier erfahren Sie mehr zum Thema Recruiting in der IT.

 

Grenzen des DISG-Modells – und warum Individualität zählt

So hilfreich das DISG-Modell auch ist: Es ist kein starres Raster. Menschen sind komplexer als vier Farben. Deshalb gilt:

  • Nutzen Sie das DISG-Modell als Orientierung, nicht als Schublade.
  • Kombinieren Sie Persönlichkeitstests mit Interviews und Referenzen.
  • Sehen Sie Entwicklungspotenziale: Ein introvertierter Typ kann durch Förderung in eine Führungsrolle hineinwachsen.
  • Respektieren Sie kulturelle Unterschiede: Verhalten ist auch von Herkunft, Sprache und Umfeld geprägt.

Gerade in diversen Teams kann das Modell helfen, Unterschiede zu würdigen und produktiv zu nutzen. Es geht nicht darum, Menschen zu etikettieren – sondern ihre Stärken sichtbar zu machen.

 

Fazit: Persönlichkeit als Erfolgsfaktor erkennen

Das DISG-Modell bietet einen wertvollen Zugang zur menschlichen Persönlichkeit im Berufsalltag. Als Farbpersönlichkeitstest oder DISG-Profil hilft es, Verhalten zu verstehen, Kommunikation zu verbessern und Teams bewusster zu gestalten. Ob im Recruitingprozess, in der Einarbeitung oder im Teamaufbau – wer Persönlichkeit mitdenkt, trifft nachhaltigere Entscheidungen.

Für Branchen wie Logistik und IT, in denen Zusammenarbeit, Struktur und Veränderung gleichermaßen wichtig sind, ist die Einbindung von Persönlichkeitstypen besonders erfolgsversprechend. Die Kunst liegt darin, die individuellen Stärken zu erkennen, gezielt einzusetzen – und Raum für Entwicklung zu lassen. Denn am Ende gilt: Die besten Teams sind nicht die homogensten, sondern die, die Vielfalt wertschätzen und klug nutzen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

(Bild: gemeinfrei / PEXELS / cottonbro studio)

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